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Missionarische Kirchenentwicklung

Das Missionsverständnis

Früher waren die Rollen klar: der Missionar hatte etwas (Bildung, Gesundheitswesen und christlichen Glauben), dass er den "Armen"(?) und "Heiden"(?) bringen wollte. Dieses Überlegenheitsgefühl hatte stark kolonialistische Züge.

Heute versteht man umgangssprachlich unter "eine Mission haben", dass da jemand von einer Sache total überzeugt ist und deshalb andere auch dafür begeistern will.

Bei beiden "Missionsverständnissen" handelt es sich um eine "Einbahnstraße": ich habe etwas, von dem ich andere überzeugen möchte.

Bei einem modernen, christlichen Missionsverständnis kommt unbedingt Gott ins Spiel: als Christ*in darf ich davon ausgehen, dass Gott sich nicht nur "den treuen Katholik*innen" offenbart, sondern sich auch den Anderen, den Fremden und Armen zeigt und dort gegenwärtig ist. Schließlich wandte sich Jesus vorrangig den Armen, Aussätzigen und Sünder*innen zu. Im Dialog und in der Begegnung mit diesen Anderen darf ich als Chrst*in lernen, wie sich Gott heute offenbart und welche Frohe Botschaft er für unsere Gegenwart hat. Diese neu gelernte Botschaft kann ich dann begeistert weiter verkündigen. Ohne Gott und die Anderen geht es aber nicht!

Beispiele

Beim Besuch der Missionarischen Teams in der Jugendhilfeeinrichtung in Taben-Rodt präsentierten die Jugendlichen mit Selbstbewusstsein ihre Einrichtung. Es war deutlich spürbar, dass sie hier eine Heimat, ein Zuhause gefunden haben, wo sie bei ihrem Start ins Leben gut begleitet werden. Besonders deutlich wurde das bei der Abschlussrunde der kleinen Erkundung, bei der die Jugendlichen deutlich ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachten: für die letzten Jahre in diesem Haus, für die Freunde, die sie gefunden haben und für den guten, liebevollen Geist im Haus. Wir wiederum waren sehr dankbar, dass die Jugendlichen uns diesen Einblick in ihr Leben gewährten. Sie zeigten uns ihr Reich Gottes - einen Ort in ihrem Leben, wo sie Barmherzigkeit erfahren haben und Vertrauen in ihr Leben fassen konnten.

Für uns als Missionarische Teams im Bistum Trier wurde so der Satz vom früheren Aachener Bischof Hemmerle ganz lebendig: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe." Wir sind nicht die, die alles besser wissen und den jungen Menschen Gott erst beizubringen haben. Nein: In genau dieser Welt, in der sie leben, ist Gott längst schon da. Und die Jugendlichen nehmen uns in ihrem Leben mit auf eine spannende Reise, auf der auch wir immer wieder neue Spuren von Gott entdecken.

Zeichen der Zeit deuten

Viele Menschen demonstrierten vor der Porta Nigra für Klimagerechtigkeit. Nicht nur die Lebenschancen der künftigen Generationen stehen auf dem Spiel, sondern bereits heute sterben Menschen an den Folgen des Klimawandels. Die meisten Opfer der Klimakatstrophe leben dabei in den armen Ländern. Aber auch die 134 Toten der Flutkatastrophe an der Ahr sind Opfer des Klimawandels. Immer notwendiger (im wortwörtlichen Sinne) wird es, dass möglichst viele Menschen und Institutionen vorbildlich handeln, also auf fossile Ressourcen verzichten, um so Andere zum Handeln zu motivieren. Ein zweites ist aber genauso wichtig und hier sind insbesondere die Kirchen gefordert: wir brauchen ein grundsätzliches Umdenken, das durch eine neue Schöpfungsspiritualität gefördert werden könnte. Dazu zwei Gedanken:

1. Der Mensch versteht sich heute nicht mehr als Teil der Natur. Die Biologin Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Forschungszentrum für Biodiversität und Klima, stellte fest: “Wichtig ist Natur zu erleben. … Leider sind besonders viele Menschen, die in Städten leben, mittlerweile massiv von der Natur entfremdet. … Wir müssen die Beziehung zur Natur wieder neu erlernen.” Ein Mensch, der sich selbst nicht als Teil der Natur versteht, kann diese leichter rücksichtslos ausbeuten, denn ihn betrifft der angerichtete Schaden ja nicht. Welch ein Irrtum! Mit dem Heiligen Franziskus können wir in den Tieren und Pflanzen, in der Schöpfung unsere Brüder und Schwestern sehen, mit denen wir behutsam und liebevoll umgehen müssen.

2. In einem Interview mit Publik Forum stellte Harald Welzer fest: “Wir haben es bei der Erderhitzung mit Endlichkeitsphänomenen zu tun,” denen man nur durch das Aufhören, aber nicht durch das Optimieren entkommen kann. Doch “wir kennen nur das Optimieren. Und das hat damit zu tun, das Grenzüberschreitung und Steigerung zur gesellschafts- und wirtschaftspolitischen DNA unserer modernen Kultur zählen. Das Korrelat auf individueller Ebene ist die Todesverdrängung. Diese beiden Aspekte bedingen sich wechselseitig. Es ist fatal, wenn man in der entscheidenden Frage des 21. Jahrhuderts kein Konzept von Aufhören und Endlichkeit hat.” Aus christlicher Perspektive stelle ich hier zur Diskussion, ob die Verdrängung von Endlichkeit und Tod im Zusammenhang damit steht, dass vielen Menschen die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod - auf Auferstehung verloren gegangen ist. Ohne diese Hoffnung will man möglichst viel in diesem Leben erreichen (Steigerungslogik) und nicht an sein Ende denken.